Zu Besuch im schönsten Stadion Deutschlands

 

  Ein Bericht von Thomas Steinert

 

Borussia Dortmund vs. Bayer Leverkusen

 
Nach dem bitteren Halbfinal-Aus 2006 gegen Italien kehrte ich heute zum ersten Mal seit über vier Jahren in das schönste Stadion der Bundesliga zurück. Grund für meinen Besuch war nicht die Sympathie zu einem der beiden Clubs die heute Abend antraten, sondern viel mehr das Westfalen-Stadion endlich mal Michaela zu zeigen. Ich schwärme heute noch vom Vorrundenspiel bei der WM im eigenen Land als ich am unteren Rand der Südtribüne hinter Jens Lehmann stand und Oliver Neuville die deutschen Fans mit seinem Tor kurz vor Ende in völlig Extase versetze. Ich bekomme immer noch eine Gänsehaut, wenn mir die Bilder durch den Kopf gehen. Der Blick hoch auf die Südtribüne mit tausenden Menschen, die sich in den Armen lagen. Eigentlich mit Worten nicht zu beschreiben.
Was das Westfalen-Stadion ausmacht ist das Gesamtkonzept. Offiziell passen 80720 Leute rein und es hat irgendwie mehr Charme als viele der anderen großen Stadien. Vielleicht weil es nach und nach ausgebaut wurde und nicht so steril erscheint wie beispielsweise die Allianz-Arena in München.
Für mich Grund genug endlich mal Michaela dieses Stadion zu zeigen. Zufällig hatte Basti und seine Freundin (ebenfalls mit Namen Michaela) noch zwei Tickets für das erste Spiel gegen Bayer Leverkusen für uns. Da samstags noch das Spiel der Adler gegen Färjestads BK in der European Trophy stattfand, kam uns der Anpfiff am späten Sonntag Nachmittag sehr gelegen.
Wir brauchten ca. 2,5 Stunden bis Dortmund und waren rechtzeitig vor Ort. Wir parkten für vier Euro in der Nähe des Stadions. Ein bedeckter Himmel empfing uns und kurz nachdem wir das Stadion betreten hatten schüttete es dann auch wie aus Eimern.
Wir sahen uns noch ein wenig um und verdrückten eine wirklich schmackhafte westfälische Curry-Wurst. Unsere Tickets waren im Sitzplatzbereich Süd-West. Kostenpunkt 34,50€ inkl. Vorverkaufsgebühr. Ich muss zugeben, dass ich das schon recht teuer empfinde, vor allem weil es lediglich eine Sitzplatzkategorie gibt die günstiger ist. Alles Andere liegt weiter oben auf der Preisskala.
Die Südtribüne füllte sich stetig und auch der Gästeblock wies nur noch wenige Lücken auf. Allerdings blieben oben drüber auf der Nord viele Plätze frei, weil Bayer  nicht über soviel Anhang verfügt wie die großen Traditionsmannschaften aus NRW, die dann diesen Bereich immer noch mit Fans füllen. Trotzdem hatten sich an diesem Sonntag Nachmittag 73300 Zuschauer eingefunden, die ihre Mannschaften in der neuen Bundesliga-Saison begrüßen wollten.
Die BVB-Fans mit einem sehr netten Fahnen und Schal-Intro zum leider völlig abgelutschten „You’ll never walk alone“. Danach legte man die „schwarze gelbe Wand“ mit ordentlich Lärm los. Der Leverkusen-Block war allerdings genauso motiviert. Was mir auf Gästeseite fehlte waren aber Zaunfahnen. Es hingen vielleicht fünf oder sechs Stück. Alle recht klein. Da wäre noch wesentlich mehr Platz gewesen um weitere aufzuhängen.
Um es mal vorwegzunehmen, die Dortmunder Spieler brachten an diesem Tag nicht viel zählbares zusammen und auch ein angeblicher Abseitstreffer wurde nicht anerkannt. Leverkusen dafür zwingender und einfach einen Tick besser. Bereits in der 19. Minute traf Barnetta für die Gäste, bevor Augusto nur drei Minuten später auf 2:0 für Bayer erhöhen konnte. Mehr passierte aber nicht. Ein Lattentreffer gab es noch zu verzeichnen, aber ansonsten war recht wenig Zwingendes auf Heimseite geboten. Die Stimmung verflachte während des Spiels auf der Südtribüne weiter, auch wenn es ab und zu noch mal richtig laut wurde und auch die Sitzplätze sich nach Aufforderungen mehrmals erhoben. Der Gästeblock hüpfte und sang wie besessen und war auch diagonal gegenüber sehr gut zu vernehmen.
Wir durften dann noch mit Deutschlands Superfan Bekanntschaft machen. Der hatte den Platz in der Reihe vor uns, hielt aber nicht viel vom sitzen und zog sich den Unmut der Leute um ihn herum auf sich. Kein Problem, wenn alle stehen und voller Begeisterung ihr Team anfeuern. Aber wenn er der Einzige ist, der meint auf dem Sitzplatz den Leuten die Sicht zu nehmen, dann wird es halt verdammt anstrengend. Er wäre auf der Südtribüne wahrscheinlich am besten aufgehoben, allerdings gibt es da seit Jahren eine Warteliste und die ist nicht gerade kurz. Na ja, wir haben den uneinsichtigen Sportsfreund auch überlebt, auch wenn er zum ganzen Tag gepasst hat. Bescheidenes Wetter, ein relativ schlechtes Spiel von Klopp‘s Mannen und auch die Stimmung war nur in wenigen Momenten richtig begeisternd.
Recht schnell verabschiedeten wir uns nach dem Spiel Richtung Parkplatz. Dort hätte mir fast noch jemand die Vorfahrt genommen und um Haaresbreite in meine linke Seite gedonnert. Innerhalb von kurzer Zeit waren wir dann auf der A45, auf der es von einer Baustelle in die andere ging.
Zweieinhalb Stunden später durften wir dann wieder vertraute Ortsschilder begrüßen.