Finnland mit Estland ohne Eishockey

 

  Ein Bericht von Thomas Steinert

Eigentlich stand die Vorbereitungsphase der Adler in diesem Jahr schon recht früh fest. Es sollte in jedem Fall wieder nach Heilbronn gehen und auch der Zuger Kolin-Cup war zum sechsten Mal in Folge fest eingeplant. Aber dann kam alles anders und endlich gab es mal andere Vorbereitungsspiele als die Jahre zuvor.

„European-Trophy“ sollte der Name des internationalen Turniers sein, der uns in freudige Erwartung versetzte. Vier Heimspiele und genauso viele Auswärtspartien standen auf dem Plan. Es gab im Vorfeld diverse Gerüchte über die Spielorte. Auch die Porsche-Arena in Stuttgart war wohl kurz mal im Gespräch und ich muss zugeben, dass es durchaus interessant gewesen wäre. In Deutschland interessieren sich zwar meistens mehr Leute für die Testspiele im August als in anderen Ländern, aber vier Mal die SAP-Arena halbwegs rentabel vollzubekommen würde definitiv auch kein leichtes Unterfangen werden und somit wurde recht schnell klar, dass mindestens eins der Heimspiele ausgelagert wurde. So spielte man innerhalb von vier Tagen gegen drei schwedische Teams (Djurgarden, Linköping und Färjestads BK) zu Hause und verlegte die Partie gegen die Eisbären nach Heilbronn.

Viel interessanter allerdings die Auswärtsspiele in der European-Trophy. Zwei Mal in Helsinki, in Oslo und nach Prag. Sensationell.

Das bedeutete für viele der „Mannheimer Schlachtenbumser“ einen neuen Länderpunkt mit dem eigenen Team. Etwas blöd an der Sache nur, dass wir Mittwochs in Helsinki gegen Jokerit antreten sollten, dann freitags in Oslo um anschließend am Samstag Nachmittag dann noch mal gegen HIFK in der finnischen Hauptstadt zu spielen. Also auch für die Mannschaft ein recht anspruchsvolles Programm mit einigen Reisestrapazen.

Für uns fiel Oslo gleich aus der Planung raus, weil wir zum einen mit unserer Tochter reisten und uns das zu stressig war, zum anderen haben wir genau ein Stadion in Norwegen bisher besucht und das ist das „Jordal Amfi“ in dem die Adler dann letztendlich gegen Valerenga spielen sollten. Andere buchten für viel Geld den Flug von Helsinki nach Olso und wieder zurück.

Nachdem wir nun soweit alle Daten hatten und sich mittlerweile auch herausstellte, dass wir nicht in den großen Arenen gegen die Hauptstadt-Teams spielten, machten wir uns auf die Suche nach Flügen. Schlussendlich buchten wir dann einen 99€-Flug mit Lufthansa nach Helsinki. Andere Städte gibt’s öfter mal bei Lufthansa zum Sparangebot, Helsinki war nur ein einziges Mal bei den Schnäppchen dabei. Die finnische Konkurrenz war deutlich teurer und fiel sowieso raus.

So ging es dann am Dienstag, den 10.8. ab Frankfurt in das Land der tausend Seen. Mit an Board zufälligerweise die komplette Mannschaft der Adler.

Knapp zweieinhalb Stunden verweilten wir in der Maschine, ehe wir mit viel Wind und extrem schaukelnd auf dem Rollfeld des Flughafens Helsinki aufsetzen.

Danach ging es für ein paar Euro mit dem Bus bis zum Hauptbahnhof. Wir überlegten, ob wir die restliche Strecke per Straßenbahn zurücklegen sollten, waren aber der Meinung, dass es bis zum Hotel in Hafennähe gar nicht soweit wäre. War es eigentlich auch nicht, nur hat Helsinki auch ein paar Ecken mit Steigung zu bieten und ich würde sagen die lagen alle auf unserem Weg. Mit Kinderwagen und zwei Koffern checkten wir dann schnell ein, bevor wir die gehobenen Preise im Supermarkt näher begutachteten und danach noch was essen gingen.

Während meine Frau und meine entzückende Tochter zurück aufs Zimmer gingen, machte ich mich auf zum Hafen und besorgte die Fährtickets für Donnerstag. Wir hatten beschlossen über den finnischen Meerbusen nach Tallinn überzusetzen und dort zwei Nächte in Estlands Hauptstadt zu verbringen. Stolze 130€ wollten die für die gut 80 Kilometer für hin und zurück haben. Ich überlegte für ungefähr drei Sekunden, ob wir das Ganze nicht bleiben lassen sollten, aber das Hotel in Tallinn war schon gebucht und so packte ich zähneknirschend die Kreditkarte aus. Jetzt wurde mir auch klar warum ich vorher nirgends im Internet eine Preisangabe für die Fähre gefunden hatte.

Am nächsten Tag zogen wir erstmal los um Helsinki bei herrlichstem Sommerwetter zu erkunden. Auf einem Flohmarkt erstanden wir für einen Euro ein Kinder-Trikot von Saku Koivu als Erinnerung und schlenderten weiter durch die angenehm pulsierende Hauptstadt.

Um 16 Uhr trafen wir uns mit dem Rest der mitgereisten Fans am Hauptbahnhof. Noch schnell die Fahnen ausgepackt und ein Gruppenfoto gemacht. Ungefähr 50 Mannheimer bestiegen den Zug in den Vorort Vantaa in dem am Abend das Spiel gegen Jokerit stattfinden sollte. Dort angekommen gab‘s noch einen kleinen Fußmarsch mit vielen Fahnen zum Stadion.

9€ durfte man an der Kasse gegen ein Eintrittskarte eintauschen. Es erwartete uns eine kleine, nette und kühle Arena. Hinter dem gegenüberliegenden Tor waren keine Plätze, während die die linke Seite der Tribüne etwas höher war als die auf der rechten Seite. Es gab nur Sitzplätze. Wir nahmen die Tribüne auf der rechten Seite und beflaggten unseren Block. Die Erkundung der Halle war recht schnell abgeschlossen und nachdem nicht klar war, ob das am Hot-Dog-Stand eine Refill-Anlage war oder man dafür erneut bezahlen musste, schallte wenig später ein lautes „All drinks for free – Helsinki“ durch die Halle.

Mit Spielbeginn bemerkten wir einen kleinen Block junger Jokerit-Fans am Ende der Geraden, die sich dann während der kompletten Partie Gehör verschafften. Einige bekannte Melodien waren auch dabei. Ich war etwas überrascht, hatte ich von anderen Hoppern gehört, dass in Finnland eher tote Hose bei den Ligaspielen herrscht.

Die finnischen Mannschaften dagegen haben im Sommer nur vier Wochen eisfreie Zeit und fangen schon recht früh wieder mit dem Training an. Von daher rechneten wir uns vor dem Spiel auch keinerlei Siegchancen aus und hofften es würde nicht zu bitter werden. Jokerit natürlich läuferisch besser, aber Mannheim mit großem Kampf. Torlos ging es somit ins zweite Drittel, in dem Robinson in der 26. Minute tatsächlich die Führung schoss. Nur vier Minuten später durften sich die meisten der 1547 Zuschauer über den Ausgleich freuen. Helsinki mit mehr Zug zum Tor und Helsinki natürlich überlegen. Im letzten Drittel gab‘s fünf Minuten vor Ende noch den Siegtreffer für die Gastgeber. Wir konnten mit dem 2:1 allerdings sehr gut leben, auch wenn ein Punkt greifbar gewesen wäre. Die Stimmung während des Spiels auf Mannheimer Seite ganz ordentlich, wenn gleich auch ohne große Höhepunkte. Die Mannschaft bedankte sich bei den mitgereisten Fans und wir traten den Rückweg in die Stadt an.

Am nächsten Morgen ging es für uns zum Hafen Richtung Estland. Viele der anderen Mannheimer  fuhren an diesem Abend nach Espoo rüber und schauten sich das Spiel der Blues gegen Ilves Tampere an.

Wir fuhren ca. zwei Stunden bis Tallinn und mussten dort nur ein paar hundert Meter bis zu unserem Hotel laufen. Sehr nett, preislich im Rahmen und am Rande der Altstadt. Ich erspare Euch an dieser Stelle nähre Infos zu estnischen Hauptstadt, kann aber nur sagen, dass sie wirklich absolut sehenswert ist. Dazu gibt’s jede Menge hübscher Frauen und mir fällt spontan keine andere europäische Hauptstadt ein, die so einen angenehmen und sicheren Eindruck macht.

Ich machte am Donnerstag noch einen kleinen Abstecher zur „Premia Jähall“ um nachzusehen, ob man irgendwie den Länderpunkt Estland mit einem Spiel holen könnte. Leider stand ich an diesem Abend vor verschlossenen Türen.

Der nächste Tag war recht erholsam. Abends schauten wir noch mal in der Halle vorbei, die heute sogar geöffnet war. Leider fand nur Kinder-Eiskunstlauf statt und auf Nachfrage sagte man mir, dass die Mannschaften erst in der Woche nach unserem Besuch mit ihrem Training beginnen würden. Erste Spiele folgten dann im September und die Saison fängt scheinbar erst im Oktober an. Hier wie auch sonst überall in Tallinn kam man sehr gut mit englisch durch.

Samstag Morgen ging es dann per Fähre wieder zurück nach Helsinki. Unzählige Finnen hatten palettenweise den Alkohol im „Handgepäck“ dabei und irgendwie sah das schon etwas abartig aus. In Helsinki runter vom Schiff und schnurstracks auf zum Bahnhof. Dort trafen wir wieder die restlichen Mannheimer, deren Zahl sich noch leicht erhöht hatte. Einige davon kamen direkt vom Flughafen und sahen sichtlich etwas mitgenommen aus. Die Nacht von Donnerstag auf Freitag war für sie etwas kurz, denn der Flieger nach Oslo ging schon sehr früh morgens. Das Gute daran, es war ein Direktflug. Nach dem wohl etwas unglücklichen Niederlage nach Penaltyschiessen trotz 2:0 Führung der Adler, hatten die Jungs und Mädels die Nacht am Flughafen in Oslo verbracht. Da es keinen bezahlbaren Rückflug gab mussten sie einen nehmen, der in Riga (Lettland) Zwischenhalt machte. Somit war es ein 5-Stunden-Trip von Oslo nach Helsinki. Aber keine Müdigkeit vortäuschen und direkt in den Zug nach Järvenpää. Das Kaff liegt etwa 40km vor den Toren der finnischen Hauptstadt und hat außer einem See so irgendwie rein gar nichts zu bieten. Ok, ein Hotel direkt am Bahnhof, das wir im Vorfeld gebucht hatten. Dort trafen wir uns auch mit den restlichen, am Freitag angereisten, Vollstreckern. Die hatten die spontane Idee mit ihren Koffern direkt vom Flughafen auf abenteuerliche Art und Weise zum Spiel der Eisbären gegen Jokerit in Vantaa zu fahren um sich einen weiteren Stadion-Punkt zu holen.

Gemeinsam schlenderten wir dann zur Eishalle in Järvenpää. An dieser Stelle übergebe ich an Thorsten, der mehr vom zweiten Spiel in Finnland schreibt. Zu finden auch auf dieser Homepage.