Umsonst nach Iserlohn |
Samstag
Abend. Wir saßen im Auto irgendwo zwischen Basel und Baden-Baden und Chango
verkündete uns, dass ein Auto nach Iserlohn fahren würde in dem wir zwar
mitfahren könnten, aber dennoch kein Benzingeld blechen mussten. Wir hatten
zwar gerade zwei Spiele gesehen (in Mulhouse und in Porrentruy), aber nach
kurzem Hin und Her entschlossen Matze und ich uns doch nach Iserlohn zu begeben. Eigentlich
wollten wir mangels fehlender Einstellung des Teams unseren Eisprinzessinnen
nicht ins Sauerland folgen, aber irgendwie juckte es doch. Es
war 11 Uhr als wir in Heddesheim losfuhren und 13 Uhr als wir an der
Eissporthalle am Seilersee ankamen. Dazwischen lagen 290 km, eine schneeweiße
Landschaft, viel blauer Himmel und drei Autos, die uns überholten. Der Rest
wurde überholt. Die Musik wechselte zwischen Death-Metal und Ghetto-Hip-Hop der
übelsten Sorte. Erste
bekannte Gesichter in beiden Fanlagern wurden begrüßt (ein Extra-Gruß an
Stephan und Frieder aus Siegen). Die
geschätzte Anzahl der Adler-Fans, die sich zur besten Premiere-Zeit um 14.30
Uhr im Gästeblock eingefunden hatten, schätze ich auf 70. Dazu kamen noch ein
paar Spielerinnen der HSV-Eishockeyabteilung, die Tags zuvor in Mannheim
gespielt hatten und zwei Scottish-Eagles-Fans. Ich
glaube wir hatten mal wieder mehr Fahnen und Doppelhalter als Fans dabei, denn
ich wurde nur drei meiner 16 Fähnchen los. Machte aber nichts, war trotzdem ein
schönes Bild. Die
Halle war offiziell mit 3005 Zuschauern gefüllt. „Gut gefüllt“ waren auch
einige Mannheimer, die etliche Artikulationsprobleme hatten. Naja, bei der
Leistung unserer Mannschaft ist das aber auch alles nur im Suff zu ertragen. Das
Spiel begann furios. Insgesamt 10 Strafminuten verteilte Schiedsrichter
Rademaker in den ersten 6 Minuten an Mannheim. Vielen Dank, sehr großzügig.
Zur Belustigung trug auch der neuste Gag der DEL bei: 2 Minuten für Puck aus
dem Spielfeld schießen. Wer sich so etwas ausdenkt gehört eingewiesen. Bei
absichtlicher Spielverzögerung finde ich das ok, aber wenn der Puck bei einer
3:5 Unterzahl und dem dazugehörigen Befreiungsschlag unglücklich über die
einen Meter hohe Spielerbank fliegt, dann sollte man sich mal Gedanken machen,
ob da bei der Regelerfindung nicht jemand zu tief ins Glas geschaut hat? Zurück
zum Spiel. Natürlich
hatten die Adler bei dieser Strafzeitenflut keine Zeit zum verschnaufen und Huet
hielt alles was zu halten war. Leider dann doch nicht alles, als der
Ex-Mannheimer Goldmann in doppelter Überzahl den Puck im Netz versenkte. Was
ich erstaunlich fand: Alle blieben Ihre Linie treu. Die Iserlohner kämpften,
die Adler begingen weiterhin dumme Fouls und konnten nur durch absolutes Unvermögen
glänzen und Schiri Rademaker pfiff weiterhin auf beiden Seiten äußerst
kleinlich. In
der 11. Spielminute konnte NHL-Star York bei erneuter doppelter Überzahl auf
2:0 erhöhen. Der Gästeblock war mittlerweile sehr ruhig, während die Stimmung
bei den Gastgebern uns eh keine Chance gelassen hätte. Das
zweite Drittel plätscherte so vor sich hin. Wirklich zählbares sprang für die
Adler nicht heraus. Lediglich Tripp setzte den Puck mal an den Pfosten. Zu
diesem Zeitpunkt hatte ich schon 4.536 mal meine unkonsequente Linie bereut und
mich gefragt warum ich diesem lustlosen Haufen schon wieder hinterhergefahren
bin. In
der Halle war an diesem Tag aber noch mehr los. Die Bierstände streikten und
gaben nichts mehr zu trinken aus. Grund war der Streit mit dem Hallenrestaurant,
die irgendwelche Mädels mit Tabletts und reichlich Bier und Cola quer durch die
Halle und den Block schickten. Dabei sind die Zonen wohl angeblich klar
verteilt. Mir war das nicht ganz so wichtig, denn meine Würstchen bekam ich
trotzdem und die Stimme musste heute nicht „geölt“ werden. Drittel
3 hatte dann noch zwei Szenen für uns übrig. Einmal das 3:0 durch Higgins und
am Ende noch Tripps Ausraster. Intranuovo bekam ordentlich seine eh viel zu
schiefe Nase begradigt. Er hing dann am Boden liegend an Tripps Bein und sah
recht hilflos aus. Erst als die Schiedsrichter beide getrennt hatten, hatte
Intranuvo wieder einige Nettigkeiten für unsere 21 übrig. Unsere
Mannschaft schlich mit einer grottenschlechten Leistung vom Eis und wurde von
uns mit einem „Ihr könnt nach Hause fahren...“ verabschiedet. Um
19.15 Uhr waren wieder in heimischen Gefilden. Das
Auftreten und die Leistung unserer Mannschaft war wieder mal beschämend. Ich
unterstelle dieser Mannschaft, dass sie keinen Charakter hat und dies mehr als
offensichtlich nach außen trägt. So vergrault man die letzten treuen Fans. |