Das Partyspiel

 

  Ein Bericht von Thomas Steinert

Ich hatte nicht wirklich lange geschlafen, als ich um 8 Uhr aufstand und erst mal meine Dusche begrüßte. Wir waren erst wenige Stunden zuvor vom Spiel des HC Davos gegen die Zürich Lions zurückgekommen und ich bedankte mich ausgiebig bei meinem Wecker für die Zeitumstellung und die gewonnenen 3600 Sekunden, die mir noch mehr harmonischen Schlaf brachten.

Kurz nach halb 9 raste ich dann Richtung Mannheim-City wo ein vollbesetzter Bus der SCMA nach Nordhessen starten sollte. 12 Minuten von Ladenburg bis zum Eisstadion sind eine neue Rekordzeit. Trotzdem ist es unglaublich wie viele Leute an einem Sonntag Morgen schon unterwegs sind. Habt Ihr Samstag Abends nichts zu tun?

Neben vielen neuen Gesichtern waren auch etliche Bekannte dabei und ich muss sagen, dass die Busbesatzung wirklich genial war. Die Fahrt verlief sehr ruhig: An den Parkplätzen wurde per Aufkleber festgehalten, dass wir da waren und ein Reisebus mit Rentnern irgendwo im hessischen Niemandsland hatte knapp 70 Leuten in unserem Gefährt eifrig zu winken.

Wir trafen nach zwei Pausen und einer Fahrtzeit von knapp 4 Stunden in Kassel ein und ließen von unserer Busorganisatorin erst mal die Eintrittskarten besorgen. Nicht unweit von uns stand ein Teil der Adler-Mannschaft und machte sich mit Fußballspielen warm. Ein paar ironische Lieder in Richtung Mannschaft konnte man sich Dank der unglaublichen Derbyniederlage zwei Tage zuvor gegen Frankfurz nicht verkneifen. Manche Spieler scheinen keine Ehre zu haben. Hätten die Herren Profis nur halb so viel Emotionen an den Tag gelegt wie wir, dann hätte man gegen die Lions zumindestens mitgehalten. Genug vom "dicken Hals" und zurück zum Thema.

Wir "enterten" den Gästeblock, der dieses Mal komplett für uns abgesperrt war und sangen erste Lieder. Ich schätze die Anzahl der Adler-Fans auf 250-300 an diesem Nachmittag. Einerseits waren es recht wenig, weil das Spiel auf Premiere übertragen wurde, aber insgesamt waren doch mehr da als vermutet. Immerhin hatte man ja die drei Spiele vorher mit insgesamt 2:13 Toren verloren. Der Feiertag in Baden-Württemberg am nächsten Tag machte sich dann doch bemerkbar.

Rein stimmungstechnisch hatte ich mir nicht viel ausgerechnet, denn als Auswärtiger hat man stimmlich gesehen wenig Chancen in Kassel. Natürlich ist es im Eisstadion in Nordhessen auch ruhiger geworden, aber wenn die Mannschaft die Fans mitreisen kann, dann wird man gnadenlos übertönt.

Das Mannheimer Intro bestand dieses Mal aus 600 blau-weiß-roten Luftballons. Ein wirklich geniales Bild.

Das Spiel war ein hart umkämpftes. Alleine 46 Strafminuten im ersten Drittel und davon gut die Hälfte für übertrieben Härte. Kassel machte mächtig Druck und Mannheim konnte sich mal wieder bei Huet bedanken, dass es nicht zur Führung für die Huskies kam. Nachdem sich die Adler ebenfalls einige gute Chancen erarbeitet hatten, war es in der 17. Minute Tripp der die Adler in Führung brachte. Der Gästeblock sang vorher schon durch, drehte jetzt den Pegel aber noch mal nach oben. Nur drei Minütchen später erhöhte Corbet auf 2:0. Auch der Anschlusstreffer von Greig konnte der Stimmung keinen Abbruch tun. Bis weit in die Pause wurde noch gesungen.

Drittel 2 brachte außer 14 Strafminuten nicht wirklich viel. Es fielen keine weiteren Tore. Beide Mannschaften relativ ausgeglichen, Kassel allerdings mit den besseren Möglichkeiten. An dieser Stelle muss ich leider noch mal zur Stimmung äußern, denn die war nach wie vor ausgezeichnet. Der Gästeblock tobte.

Unsere Hoffnungen auf ein vorentscheidendes 3:1 für die Quadratestädter wurden abermals von Greig zunichte gemacht. Die Huskies drückten jetzt und die Adler hatten mehr Glück als Verstand. Ich rechnete mit einer erneuten Niederlage als Edgerton genau 10 Minuten vor Ende den Puck an Münster vorbei ins Netzt bugsierte.

Der geneigte Leser wird sich jetzt natürlich fragen was da wohl im Gästeblock losgewesen sein muss. Ich verrate es: Hier steppte der Bär, Party, da blieb keine Auge trocken und selbst Fans, von denen ich nie gedachte hätte, dass sie so abgehen würden, tanzten mit uns durch den Block. Von oben nach unten und von vorne nach hinten und wieder zurück. In der 55. Minute erzielte Ullmann das 4:2 und bescherte uns weitere Stimmungsorgasmen.

Der Lupfer von Healey beim empty-net-goal zum 5:2 war der Auftakt zu einer 30-minütigen Partyorgie nach dem Spiel. Die Humba war ein Bestandteil, genauso wie der "Schuh-Support" und zahlreiche andere unnütze Lieder. Andy Delmore kam noch mal nach ca. 20 Minuten raus und grinste sich einen. Leider hielt es die Mannschaft nicht mehr für nötig sich per Ehrenrunde bei den mitgereisten Fans zu bedanken. Die Ordner hatten eine Engelsgeduld und forderten uns irgendwann freundlich dazu auf, die Halle zu verlassen.

Die Heimfahrt lief sehr entspannend ab und war Dank vielem dussligen Gequatsche sehr unterhaltsam. Alleine Löffel machte drei Frauen eine Liebeserklärung, die sich irgendwie alle stark ähnelten. Gegen 21.30 Uhr waren wir wieder in Mannheim. Ich bedanke mich an dieser Stelle bei restlos allen Mitfahrern für eine Fahrt der Extra-Klasse. Keine Alkohol-Ausfälle, geniale Stimmung und gnadenlos viel zu lachen. Das war seit langem mal wieder ein Highlight.