Wieder einmal ein Derby

 

  Ein Bericht von Thomas Steinert

Nervöse Blicke auf die Uhr und die Gewissheit dort oben wohl ewig ein Parkplatz suchen zu müssen und dann in den übervollen Gästeblock zu krabbeln, bereiteten mir etwas Sorgen. Ich schmiss den Rest direkt vor dem Stadion aus dem Auto und suchte mir einen guten Parkplatz zwischen einem Misthaufen und dem dort lang fließenden Bach und hatte erstaunlich wenig Zeit dafür gebraucht.

Zurück zum Stadion wo bereits die Anderen auf mich warteten. Vor dem Stadion trafen wir noch zwei uns sehr bekannte Nauheimer, die ebenfalls zum Eishockey in der Schweiz unterwegs waren.

Die Eingangskontrollen waren gewohnt streng und so dauerte es einige Minuten bis wir im Stadion waren. Natürlich war der Gästeblock knüppelvoll mit gut 1000 Bernern, aber irgendwas kam mir anders vor. Ich hatte das gleiche Spiel schon mal fünf Jahre zuvor gesehen, aber da befand sich der Gästeblock im oberen Teil der Hintertortribüne, während direkt davor noch Sitzplätze untergebracht waren. Bei dem Spiel damals konnte man froh sein, wenn man nicht einen dieser verheißungsvollen Sitzplätze hatte, denn die Bierduschen kamen minütlich von oben und die ständig explodierenden China-Böller im Gästeblock, trugen nicht unbedingt zu einem friedlichen Miteinander bei. Doch in den letzten Jahren hat sich viel getan. Man hat die Hintertortribüne halbiert und jeweils eine Seite mit Sitzplätzen bestückt und den Stehplatz auf der anderen Seite von ganz oben bis zum Plexigals runtergezogen.

Sechs der neun Mannheimer schafften es noch in den wirklich übervollen Gästeblock, die Anderen machten sich in neutrales Gebiet, aber mit der etwas schlechteren Sicht. Die Halle ansonsten eher eine Scheune und wenn man so an die verrosteten Stahlträger sah, auch sehr renovierungsbedürftig. Alles in Allem aber eine sehr kultige Halle mit einer wirklichen Atmosphäre. Die Tigers-Fans beheimaten Ihre Kurve auf der gegenüberliegenden Seite und boten kurz vor Spielbeginn dem fast ausverkauften Haus (6146 Zuschauern) eine nette Choreographie. Nichts weltbewegendes, aber dennoch ansehnlich.

Man kam noch mit ein paar Bernern ins Gespräch, die nicht glauben wollten, dass wir wirklich für dieses Spiel angereist waren. Sie schüttelten nur ungläubig den Kopf und lachten.

Das Spiel selber war eins der langweiligsten NLA-Matches, die ich bisher gesehen habe. Das sonst köperbetonte Eishockey kam überhaupt nicht zum tragen und auch die Passquote war bei beiden Teams wohl im einstelligen Prozentbereich  Das übertrug sich natürlich auch auf die Fans. War man am Anfang noch motiviert, nahm es mit jeder Spielminute eigentlich mehr und mehr ab und das wirklich auf beiden Seiten. Schon etwas enttäuschend das Ganze. Langnau brauchte heue ganz dringend die zwei Punkte, denn man empfing als Tabellenletzter die Hauptstädter und um wenigstens eine minimale Chance auf die Play-Offs zu haben, war ein Sieg heute Pflicht. Es ging auch gut los, denn als Trépanier draußen saß, traf Tuomainen im Langnauer Dress zum 1:0. Bern heute mit der Portion Glück und einem gut aufgelegten Marco Bührer im Gehäuse konnte erst im zweiten Drittel ausgleichen. Der letzte Abschnitt musste also die Entscheidung bringen. Reichert war es, der in der 44. Minute zum 2:1 traf. Kurz vor Ende der Partie, dann der Torschütze des ersten Berner Treffers noch einmal und zwar ins leere Tor. Danach wurden noch beide Torhüter als Spieler der jeweiligen Mannschaft bzw. des jeweiligen Teams ausgezeichnet. Die Fans des SCB feierten noch ein bisschen in der Scheune.

Wir gossen uns draußen noch einen dieser schweizerischen leckeren Punsches in die Getränkeröhre und machten uns auf zum Misthaufen. Man kann diesen Punsch eigentlich nur wärmstens empfehlen. In Davos, Zuchwil, Rapperswil und Langnau schmeckt er am Besten.

Die Rückfahrt war dann genauso spektakulär wie die Hinfahrt.