Endlich wieder richtiges Eishockey

 

  Ein Bericht von Thomas Steinert

Nach längerer Zeit ohne ein Spiel in der Schweiz ging es heute nach Rapperswil zum letzten Vorrundenspiel gegen den SC Bern. Für beide Mannschaften stand eigentlich schon fest wie es weitergehen sollte. Die Hauptstädter waren nicht mehr von Platz 1 zu verdrängen und warteten an diesem Abend nur noch auf die Bekanntgabe ihres Play-off-Gegners. Zug oder Langnau war die Frage.

Rapperswil hatte sich schon für die Playouts "qualifiziert" und spielt gegen Ambri (und den beiden anderen Teams Biel und Langnau) um den Abstieg.

Zu Fünft starteten wir um 15 Uhr in Ladenburg. Im Gegensatz zum vorherigen Samstag war die Autobahn dieses Mal nicht von Holländern verseucht, sondern angenehm leer. Die schlimmsten Befürchtungen in der Käse-Polonäse bis Basel zu tuckern blieben also aus.

Durch Zürich und an dem dazugehörigen See vorbei, erreichten wir problemlos gegen 18.30 Uhr das Städtchen Rapperswil im Kanton St. Gallen. Direkt gegenüber gab es dann auch einen kostenlosen und ungeräumten Parkplatz für uns. Tickets konnten noch problemlos vor Ort gekauft werden und wir waren gespannt wie die umgebaute Halle jetzt von Innen aussehen würde. Meine letzten Gastspiele im Lido liegen doch schon etwas zurück.

Ich muss zugeben, dass das hellblau schon leichte Augenschmerzen verursachte. Der SCRJ hatte sich aus marketingtechnischen Gründen vor nicht allzu langer Zeit dazu entschlossen die wundervollen Vereinsfarben blau-weiß-rot gegen das hellblau… nein, eigentlich ein türkis einzutauschen und sich den Beinamen "Lakers" zuzulegen. Auf die glorreiche Idee kam man natürlich durch die Lage am Zürichsee.

Ich betrat die "Sunrise-Tribüne" hinter dem Tor auf der sowohl die Gäste- als auch die Heimfans untergebracht sind. Auf beiden Seiten waren erst wenige Fans zu sehen. Für die türkisen Wände der Halle hätte ich fast eine Sonnebrille gebraucht und die ersten Südsee-Gefühle kamen in mir hoch.

Ansonsten bleibt zu sagen, dass ich den Gästeblock in Rappi für einen der Besten der Liga halte und froh wäre, wenn wir so was auch nur annähernd in der DEL hätten. Er beginnt nicht unten, sondern erst ab der Höhe an dem das Plexiglas aufhört und das Netzt anfängt. Die Kurve ist steil, aus Holz und bietet von überall eine tolle Sicht aufs Eis. Mit einem Wort: Sensationell.

Ein Großteil der Berner Fans betrat erst kurz vor Spielbeginn um 19.45 Uhr den Block. Als Vorrundenerster hatte man sich heute für edlen Zwirn entschieden. Anzüge bei den Männern und Abendkleider bei den Frauen waren das Motto des letzten Vorrundenspiels. Insgesamt war die Anzahl der mitgereisten SCB-Fans eher gering. Auch auf Rapperswiler Seite waren viele Lücken im Block und ich war erstaunt wie jung die Heimfans im Durchschnitt waren.

Die Halle hatte sich zwar noch gut gefüllt, aber insgesamt war noch sehr ordentlich Platz und viele Sitze frei.
Rappi ging mit 1:0 in Führung, durfte sich aber nur kurz freuen, da Rüthemann nur kurze Zeit später einnetzte. Genau dieser erhöhte nach gespielten 15 Sekunden im zweiten Abschnitt auf 2:1 für die Gäste. Drei Minuten später traf dann Bordeleau erneut für den SCB. Die "Bären" heute nur mit halber Kraft und dem Ersatztorhüter im Gehäuse. Trotzdem kontrollierten sie weitesgehend das Spiel. Die Gastgeber durften sich im Schlussabschnitt dann noch über das 2:3 freuen, bevor die Gäste den alten Abstand wieder herstellten und das Spiel schlussendlich auch verdient mit 4:2 gewannen.

Die Stimmung heute auf beiden Seiten gut, wenn auch nicht überragend.
Nach dem Spiel blieb ein Großteil der Berner Fans noch eine halbe Ewigkeit in der Halle und versuchte die Mannschaft aus der Kabine herauszurufen. Es tat sich eine gute halbe Stunde gar nichts. Erst dann kam ein kleiner Teil des Teams bereits geduscht und umgezogen aufs Eis und bedankte sich bei den mitgereisten Fans, die inzwischen vom Gästeblock auf die Gerade oberhalb der Spielerbänke gezogen waren. Eine Fahne wurde aufs Eis befördert, der sich ein Spieler gleich annahm und sie unter dem Beifall der gut 150 verbliebenen Bernern kräftig durch die Gegend schwenkte. Der Vorsänger der Berner ließ es sich dann auch nicht nehmen aus mindestens 2,50m Höhe mal gepflegt aufs Eis zu springen. Die Haltungsnoten beim Absprung und beim aufkommen auf dem Eis waren zwar nicht so toll, aber nach danach stand er direkt wieder und selbst die Spieler, die kurz mal die Luft anhielten, schenkten ihm ein respektvolles Grinsen. Kurz danach war dann auch für die Security vom SCJR der Feierabend nah. Wir nahmen Kurs auf Zürich, grüßten die letzten Biber der Metropole, bevor wir schnurstracks, na ja ein Burger-Laden musste noch dran glauben, gen Heimat düsen. Unterwegs gab es noch ein kleines Geburtstagsständchen für meinen immer älter werdenden Beifahrer Markus.

Es bleibt festzuhalten, dass Chatloxx einen drei Mal so alten Fan in der Brutzelecke des Stadion zu Rapperswils hat, die ihm auch etwas umsonst zukommen ließ, er aber wenig davon hatte, weil seine Freundin sich der Geschenke gleich mal annahm und dabei sehr dreckig lachte. Ansonsten muss ich noch mal den sensationellen Gästeblock in Rapperswil erwähnen, der wirklich genial ist. Auch das schnarchen von Markus, dass mich irgendwo zwischen Lahr und Rastatt begleitet, muss hier angebracht werden. Mitfahrerin Nummer 5 war die Nomadin Dani, die meistens sehr friedlich auf ihrem Platz hinter dem Fahrer verbrachte.

Es war mir eine Ehre.