Steelers gegen Steelers 

 

  Ein Bericht von Thomas Steinert

Es war irgendwann Anfang August, als ich auf der Homepage der Ice-Hawks bzw. der offiziellen Seite der Steelers, das Angebot sah, für 40 € nach England zu einem Eishockeyspiel zu fahren. Das Spiel sollte am Samstag, den 6.9.03 stattfinden und lag somit schon mal äußerst günstig für uns, denn wir wollten kein Adler-Spiel verpassen. Wir waren zwar gespannt, wie wir wohl nach zwei Nächten im Bus aussehen würden, aber wer hat die Möglichkeit für so wenig Geld zu einem Spiel nach England zu kommen?

Insgesamt drei Busse brachten die Ice-Hawks mit ca. 145 Personen zusammen und ich bin mir sicher es wäre auch noch ein Vierter gewesen. Ein offizieller Bus war mit zwei Übernachtungen im Hotel, schon früher nach Sheffield gestartet. Wir schätzen also die anwesenden Deutschen auf ca. 170 plus dem einen Schweizer.

Beginnen wir von vorn: Am Freitag Abend bestritten die Adler noch ihr erstes Saisonspiel gegen die Kassel Huskies. Wir schauten uns das Spiel mit der miserablen Chancenauswertung unserer Mannschaft bis zum zweiten Drittel an und machten uns dann zum vereinbarten Rasthof „Wonnegau“ zwischen Ludwigshafen und Worms auf.

Als die Busse ankamen stellten wir fest, dass wir nicht die einzigen Nicht-Bietigheimer waren. Ein paar SERC-Supporters, Beat von SOLO-AMBRI und Eiszäpfle aus Stuttgart saßen auch im Bus. In der Nähe von Köln, genauer gesagt bei Frechen, stiegen dann noch drei Solinger und zwei Bremerhavener zu. Marco, den wir von den Fanclubtreffen in Bietigheim und Vojens kannten, besorgte für Jens und mich auch noch zwei Plätze nebeneinander im Bus 2.

Für jeden Mitfahrer im Bus gab es dazu noch ein kleines Heft, in dem die Reisroute, Infos zu Sheffield und sonstiges vermerkt war. Gut gemacht und wirklich interessant.

Die Fahrt über Belgien lief sehr entspannend und meist im schlafenden Zustand. Kurz vor dem Eurotunnel in Calais gegen 6 Uhr kam erst wieder etwas Leben in den Bus. Was hier unbedingt mal positiv festgestellt werden muss, ist die Tatsache, dass in unserem Bus keiner über seinen Durst trank und keine Leute waren, die irgendwie negativ auffielen. Einfach nur genial.

Mit dem kompletten Bus ging es auf den Zug durch den Ärmelkanal und es war schon ein merkwürdiges Gefühl, als man auf der anderen Tunnelseite überall diese Geisterfahrer entdecken konnte.

Wir umfuhren so ca. 2 Stunden London und kamen auch an der Ausfahrt vorbei, die Robin Hood damals genommen hätte, wenn er mal aus seinem Wald rausgekommen wäre. Das Komische war, dass man weit und breit nichts von Bäumen, geschweige denn „Sherwood Forrest“ sehen konnte. War uns aber egal.

Wir kamen gegen 14.30 Uhr in Sheffield an und ich war erstaunt, dass die meisten Leute doch relativ fit aussahen. Die Hallam FM (Sheffield-) Arena war gleich an der Autobahnabfahrt. Ursprünglich wollten wir die Gelegenheit nutzen und mal ein englisches Fußballspiel zu erleben, aber wir hatten bis zum Anpfiff von Sheffield Wednesday (die mittlerweile nur noch dritte Liga spielen, jedoch einen Zuschauerschnitt von 24000 aufweisen können), nur noch wenige Minuten und das Stadion lag auf der anderen Seite der Stadt, genauer gesagt 17 Straßenbahnstationen weiter.

Also erkundeten Jens und ich die nahegelegene Innenstadt von Sheffield, die an Hässlichkeit wohl kaum zu überbieten ist. Selbst Ludwigshafen dürfte mehr schönere Flecken haben und wer schon mal in Ludwigshafen war, der weiß, dass dies verdammt schwierig ist.

Danach ging es an die Halle zurück. Die ersten Bietigheimer warteten schon und nach und nach kamen alle wieder von ihren Touren zurück. Um 18 Uhr Ortszeit war der Treffpunkt ausgemacht, denn es wurden noch die Karten fürs Spiel ausgeteilt. Auch hier geht ein großer Dank an die Firma LUK, die bei beiden Vereinen im Sponsorenpool mitwirkt und allen angereisten deutschen Fans Freikarten schenkte.

Auch hier klappte wieder alles wie am Schnürchen, denn alle Fans waren um 18 Uhr da. Nach längerer Ansteherei und Beschlagnahmung von sämtlichen Bietigheimern Fahnen, Schwenkern und Doppelhaltern, betraten wir diese Multifunktionsarena, die man irgendwann Anfang der 90er erbaute. Gewundert hat mich das nicht, denn die Auflagen sind im Königreich sehr streng. Schon bei unserem Aufenthalt in Schottland mussten wir feststellen, dass Fahnen und sonstige Utensilien nicht erlaubt sind.

Sie erinnerte mich sofort an das Centro in Oberhausen, denn auf einer Stirnseite war eine Wand. Gut, die Arena hatte keine zwei Ränge, aber trotzdem ein Fassungsvermögen von knapp 10000 Plätzen.

Die Bietigheimer suchten sich sofort einen Block. Trommeln und Banner wurden angebracht und die Party konnte beginnen.

Der Fanshop hatte leider nicht das gewohnte Sortiment mit Pins, Aufnähern und Schals zu bieten, aber so konnten wir ein Haufen Geld sparen und kauften uns für lediglich 5 Pfund ein aktuelles Meister-T-Shirt aus dem Jahre 2003. Sehr empfehlen kann ich auch das Essen in der Arena. Ok, es ist für uns halt immer noch schweineteuer, aber es schmeckt wenigstens.

Die Atmosphäre zwischen deutschen und den englischen Fans war von Anfang an gut und man sah viele erstaunte Gesichter auf den Sitzplätzen, die sich von der guten Stimmung der Bietigheimer anstecken ließen. Das erste Drittel endete nach zwei Toren durch Ritchie und Sebek mit einem 2:1 für die deutschen Steelers, ehe die Sheffield Steelers im Mitteldrittel ausglichen. Noch im zweiten Drittel schoss Bietigheim innerhalb von 90 Sekunden drei Tore, was es in der Halle noch etwas lauter werden ließ. Im letzten Drittel gab es noch ein Tor auf beiden Seiten, so dass es zu einem verdienten 6:3 Sieg für Bietigheim kam. In dem Spiel gab es einige Nickligkeiten und man muss dem englischen Meister noch Respekt zusprechen, denn es war das erste Spiel der Saison und dazu mit einer dezimierten Mannschaft.

Drei Dinge muss ich hier auch noch erwähnen: Zum einen machten über 500 Fans bei einer Polonäse durch die Halle mit, die von den Bietigheimern angeführt wurde. Des weiteren sind beide Mannschaften eine Ehrenrunde gefahren und haben von allen Zuschauern (ca. 4000) einen ehrlich gemeinten Applaus bekommen. Ein schöner Moment.

Im zweiten Drittel habe ich auf der gegenüberliegenden Seite ein Scottish-Eagels-Trikot entdecken können. In der Pause bin ich dann mal rüber und tatsächlich, ich kannte den Mann noch vom Februar und dem Benefizspiel. Er hatte mal in Berlin gelebt, konnte deswegen ein wenig deutsch und wohnt jetzt in Manchester. Tjaja, die Welt ist wirklich klein.

Nach dem Spiel ging es noch in die zwei Pubs, die in unmittelbarer Nähe der Arena waren. Um 0 Uhr war Abfahrt nach Deutschland. Mit einer 90minütigen Pause am Eurotunnel  morgens um 4.30 Uhr, ging es dann ab 6 Uhr auf die restliche Strecke nach Hause. Die Fahrt verschliefen die meisten, was aber nach so einem Wochenende nicht wirklich schwer ist.

Gegen 14 Uhr stiegen wir am Autohof Frechen in das Auto der Solinger, die uns noch mit zur Kölnarena nahmen (Bericht davon auch auf dieser Seite).

Am Ende bleibt mir nur der Dank für die perfekte Organisation an die Ice-Hawks mit einem Gruß nach Schwaben, vor allem an Marco, der sich fürsorglich um die zwei Mannheimer gesorgt hat. Marco, Du bist der Beste ;-)

2000 Kilometer und es war einfach nur genial.