Deja Vu am Gartencenter

 

  Ein Bericht von Thorsten Schäffner

Es war einmal der letzte Samstag vor Weihnachten im Jahre 2003 als acht Mannheimer Jungs sich auf den Weg ins benachbarte Frankreich machten, um sich in Strasbourg Eishockey und Fußball anzuschauen.

Damals chauffierte man noch ohne Navigationssystem zum Stadion - heute undenkbar. Und eben weil das Navi fehlte, gelang die Anfahrt nicht immer problemlos. Wir recherchierten damals im Internet, um den Weg zum "Patinoire du Wacken" zu finden, landeten letztendlich aber auf dem Parkplatz eines Gartencenters. Mit etwas Glück und der Wegbeschreibung einer Mitarbeiterin fanden wir dann doch die Halle und sahen Zweitligaeishockey.

Fünf Jahre später an einem Altweibersamstag im September starteten Andra, Holger, Thomas und ich erneut den Versuch, Eishockey in Strasbourg zu bestaunen. Dieses Mal mit Navigationssystem und ohne jegliche Probleme die Eishalle zu finden.

Mittlerweile nennt diese sich "Iceberg - Patinoire du Strasbourg" und Ihr werdet es nicht glauben - sie befindet sich neben einem Gartencenter. Wir waren halt schon immer unserer Zeit voraus!

Parkplätze waren rund um die Halle in ausreichender Zahl vorhanden. Da wir dennoch relativ spät ankamen, mussten wir uns einen Bezahlparkplatz des Bahnhofes leisten und zahlten für das Tagesticket €3,50.

Strasbourg ist in die erste Liga aufgestiegen und empfing die Dragons du Rouen - den Meister aus der letzten Saison.

Die Halle fasst 1.200 Zuschauer, zu diesem Spiel wagten nach unserer Schätzung ca. 600 Leute den Besuch, ganze 16 davon aus Rouen.

Die Halle wurde tatsächlich 2005 neu gebaut und umfasst mehrere Eisflächen und wurde im typischen französischen Stil gebaut. Auf beiden Längsseiten befanden sich die Tribünen, hinter den Toren war der Eingang. 

Vor dem Spiel wurde noch schnell ein Hot Dog für €2,50 und eine Dose(!) Cola für €1,50 eingekauft und in der Halle vernichtet. Cola in Dosen schmeckt irgendwie eklig! Nach dem es bei uns kaum noch Dosen gibt konnten wir uns nicht wirklich an den metallischen Geschmack gewöhnen.

Zu Spielbeginn verdeckte ein Vorhang die Sicht nach draußen, dunkel und neblig wurde es und silbrig glänzte die Diskokugel über dem Eis, als ein einsamer Scheinwerfer die Halle beleuchtete...
Die Schiedsrichter suchten sich ihren Weg auf das Eis und wurde mit Applaus begrüßt - wo gibt es denn so was?

Ein Linesman begab sich vor unseren Augen auf Netzkontrolle und schrieb wahrscheinlich seine Doktorarbeit über das Thema "Undichte Eishockeynetze", denn er testete ausgiebig das Netz...

Das Spiel ging los und nach Sage und Schreibe sieben Sekunden ertönte schon der erste Icing-Pfiff - sensationell! Rouen war optisch leicht überlegen, schaffte aber den Torerfolg nicht und Strasbourg konnte das ein oder andere Mal gefährlich Kontern. Drittel 1 endete ohne Tore 0 zu 0.

In den Spielpausen verwöhnte der DJ uns mit Musik aller Art und Länder. Es schwankte zwischen Techno und Dixieland Musik aus New Orleans und der gute alte DJ Ötzi durfte natürlich auch nicht fehlen - welch Ohrenschmaus!

Drittel 2 war wesentlich intensiver und emotionaler. Der heimische Goalie fühlte sich angegangen - wir erwarteten eine wilde Keilerei und wurden enttäuscht. Ein kleines Gerangel und zwei Minuten für den Übeltäter folgten. Ebenso wie das 1 zu 0 der Strasbourger bei 5 zu 3 Überzahl (28. Minute).

Das konnte der Meister nicht auf sich sitzen lassen, zog das Tempo an und erzielte in der 32. und 35. Minute zwei Treffer.

Strasbourg konnte im Schlussabschnitt nicht mehr viel entgegen setzen und kassierte noch zwei Treffer (43. und 53.) zum Endstand von 1 zu 4.

Wir machten uns auf die Heimreise und durften einen weiteren Klassiker der Musikgeschichte erleben: Matthias Reim säuselte um unsere Ohren herum - na ja, jedenfalls so ca. 5 Minuten, dann erlöste uns der VW-DJ und Helldriver Thomas und spielte endlich mal "gudde Musig" vom W, zwo, drei...

Eishockey macht hungrig. Um den Hunger zu stillen kehrten wir dann noch in den Pizza Hut in Heidelberg ein. Der erfahrene Leser kann sich sicherlich schon denken welche Variante Thomas bestellte - rischtisch: Cheezy Crust!

Der Abend endete gegen 23 Uhr - man sind wir alt!