Training für den Marathon

 

  Ein Bericht von Thorsten Schäffner

Ziel der Übung war es, zum ersten Mal olympischen Spiele live zu erleben. Nach Nagano/Japan und Salt Lake City/Amerika hatten wir mit Turin/Italien die größten Chancen dies zu verwirklichen. Der Haken bei der Sache war natürlich das Ganze so kostengünstig wie möglich zu organisieren.

So weit zur Vorgeschichte und gehen wir ins Detail.

Folgende Besatzung hat sich für das Abenteuer Olympia gefunden:

  • Thorsten, Vollstrecker und Fahrer

  • Matze, Vollstrecker und Ersatzfahrer

  • Chango, Vollstrecker-Anwärter

  • Tim "Dooley" Schäfer, Rheinhesse

Am Freitag Nachmittag startete Tim im Harz als Erster das Unternehmen Olympia, er machte sich auf die Weltstadt Wilhelmsfeld zu erkunden. Gegen 20.30 Uhr sammelte ich dann Matze und Tim beim italienischen Abendessen im verschneiten Wilhelmsfeld auf. Paradoxerweise war dies so ziemlich der einzige Schnee, den wir an diesem Wochenende gesehen haben. Nach dem das Auto gepackt war, machten wir uns auf unsere Nummer 4 einzusammeln. Dies gelang uns, so dass wir letztendlich gegen 21.45 Uhr von Neckarhausen aus in Richtung Turin starteten.

Zwei heftige Schneestürme und der McDoof vor Freiburg waren unsere Hindernisse auf dem Weg in die Schweiz. Wir überquerten dann gegen 0.15 Uhr die Schweizer Grenze und konnten es von da ab, kaum erwarten durch den Gotthardtunnel zu fahren ("Isser des jetzt endlich" - "Nein, der kommt noch".). Die Straßen waren frei, die Umwelt verschneit - so konnten wir in gemütlichen Tempo (110 km/h) durch die Schweiz gondeln und nach Lugano waren es ja nur noch 26km bis zur italienischen Grenze, die ebenso mühelos passiert werden konnte.

Anschließend richteten wir unsere Konzentration auf das Mautsystem der Italiener. Wir Bogen kurz vor Mailand nach rechts Richtung Turin ab. Da wir merkten, dass wir erheblich zu früh ankommen würden, drosselte ich auch zu Gunsten des Benzinverbrauch nochmals das Tempo auf knall 100 km/h. Die restliche Besatzung hat dann die ca. 125km nach Turin eher schlafend verbracht. So zwischen 5.30 Uhr und 6.00 Uhr fuhren wir dann nach Turin rein und meine erste Enttäuschung machte sich breit. 

Keine Hinweisschilder für die olympischen Spielstätten, keine Wegweiser zu den Parkplätzen, geschweige denn ein Leitsystem. So versuchten wir mit unserem Navi und einer ausgedruckten Karte aus dem Internet den Parkplatz P6 anzusteuern. Gegen 6.30 Uhr fuhren wir eher durch Zufall direkt an dem gähnend leeren Parkplatz vorbei und sicherten uns ein Plätzchen. Selbst der langsam erwachende Berufsverkehr kosteten dem Fahrer schon nerven, denn die Italiener stören weder rote Ampel, noch besetzte Spuren, zur Not machen Sie einfach auf der Gegenspur eine dritte Fahrspur auf und biegen bei Rot nach links ab - Hut ab!

Wir beschlossen ein kleines Nickerchen auf dem Parkplatz einzuschieben und brachen dann mit Sack und Pack gegen 8.00 Uhr auf, die erste Halle zu suchen. Unser Ziel war die Halle "Torino Esposizioni", dort sollten wir auch unsere reservierten und bereits bezahlten Eintrittskarten abholen. Nach kurzem Marsch entdeckten wir die olympische Flamme und folgten ihr. Die Flamme war direkt am "Torino Stadio Olimpico" in dem die Eröffnungsfeier am Freitag statt fand.

Alle Spielstätten sind weiträumig umzäumt, daher mussten wir erst um das Stadion herumlaufen damit wir die Eishockeyhalle "Palasport Olimpico" sehen konnten. Auch dort gab es ein Kartenhäuschen (sog. Biglietteria). Wir probierten unser Glück, doch man teilte uns mit, dass wir unsere Karten nur an der anderen Halle erhalten werden. Nun begann unsere Qualifikation für den nächsten Marathon. Wir eierten quer durch die Stadt auf der Suche nach der Halle. Schließlich fragten wir einen der vielen Passanten mit einer offiziellen "Torino 2006"-Jacke. Wir hatten Glück, es war ein Deutscher. Er erklärte uns den Weg und wir beschlossen die restlichen Meter per Taxi zurück zulegen. Der Taxifahrer sprach natürlich wie die Millionen anderer Turiner auch kein Englisch. So zeigten wir ihm unsere Karte und Gestikulierten unser Ziel. Mit €5 weniger in der Tasche standen wir dann endlich vor der Halle und fragten nach der Biglietteria. Man schickte uns einmal um die Halle rum. Als wir wieder am Ausgangspunkt standen, sahen wir den Container.

Insgesamt waren vier Anlaufmöglichkeiten, an jeder Schlange standen ca. 6 bis 7 Leute davor, eine Beschriftung gab es keine. Ich wählte die linke Schlange und wartete. Kurz bevor ich dran gekommen wäre, hängten die Damen an der rechten Schlange ein Schild "Hier bezahlte Karten abholen" - na super. Wir wechselten natürlich nicht die Schlange, sondern ich textete die Dame zu und sie nahm meine Bestellung und meinen Ausweis entgegen. Nach einer weiteren Wartezeit von 10 Minuten fragte ich bei einer anderen Dame nach, wann ich denn meine Tickets bekommen würde - sie schaute mich ratlos an und suchte meine Papier, teilte mir dann mit, dass ich in der falschen Reihe stehen würde. Daraufhin quetschte ich mich in vorderster Reihe an den anderen Wartenden vorbei und stellte mich direkt vor den richtigen Schalter. Als die Dame dann ach fünf Minuten aufschaute, war sie tatsächlich bereit meine Karten zu suchen. Ich war überglücklich und wir konnten die Halle stürmen.

Nebenbei sei noch bemerkt, dass mindestens eine der Damen in Reihe 2 keinen einzigen Brocken Englisch konnte, aber für alle Hallenevents an alle Zuschauer Karten verkaufen sollte. Was natürlich spätestens bei den ersten Deutschen Zuschauern nicht gelang, da diese nur Deutsch und Englisch konnten, die hilflose Dame nur Italienisch. Wenigstens haben sie immer nett gelächelt.

Gegen 11.30 Uhr kamen wir dann zur Personenschleuse - aufgebaut wie am Flughafen. Wir kamen alle durch - bis auf unser Banner - des konnte nämlich auch kein Italienisch sprechen und der Ordner wollte aber unbedingt wissen, was darauf steht. Meine Englischen Bemühungen waren auch hier wieder vergebens. Irgendwie habe ich ihm dann erklärt, dass wir ein Fanclub sind, der Vollstrecker heißt (zum Beweis habe ich mein Trikot gezeigt) und ihm erklärt, dass Mannheim eine Stadt in Deutschland ist. Resultat - wir durften es mit rein nehmen.

Nun kam Matzes Auftritt den Ordner zu erklären, dass wir das Banner auf der anderen Seite gerne aufhängen würden. Natürlich gelang es ihm mit seinem Charme die Ordnerinnen zu überreden. Wegen Sichtschwierigkeiten mussten wir es leider dennoch im Oberrang aufhängen - aber es hing.

Über das Spiel selbst brauchen wir nicht groß zu reden, die Deutschen zu Beginn gleichstark, aber die Finnen nutzten Ihre Gelegenheiten im Gegensatz zu den Deutschen. So bauten Sie Ihren Vorsprung bis zum 3:0 aus. Aufgrund der anstrengenden Begleitumstände wurde die ein oder andere Spielminute auch zu einem kleinen Nickerchen genutzt.

Nach dem Spiel ging der Kampf um unser Banner in eine weitere Runde. Danach hieß es schnell zur anderen Halle, zum zweiten Spiel unserer Olympia-Tour. Zunächst probierten wir es bei den italienischen Busfahrern, doch auch hier waren keine Englischkenntnisse vorhanden. Wir hatten Glück, dass ein Taxi Fahrgäste zur Halle brachte. Wir fragten die Fahrerin, ob Sie frei ist und sie bejate die Frage. Ich erklärte Ihr unser Ziel, doch letztendlich landeten wir vor der Eislaufhalle. Sie zog Ihren Olympic Guide und wir fanden dann doch noch unser Ziel - zumindest auf der Karte. Der Nachmittagsverkehr machte einen Transfer genau vor die Halle leider nicht möglich. Da wir aber mittlerweile die Gegend kannten und wussten, wo wir entlang laufen mussten, beschlossen wir das Taxi zu verlassen und den Rest wieder per Fuß zurück zu legen. Ein Marathonlauf ist ein Dreck dagegen...

Vor der Halle angekommen, mussten wir um zu unseren Eingang 'Nord' zu gelangen, natürlich wieder um das halbe Gelände laufen. Dann aber nichts wie rein in die Halle und die konnte sich sehen lassen. Durchsichtige Plastikstühle und eine Kapazität von ca. 14.000 Zuschauern, aber ein ansprechendes Design. Wir kamen genau zu Beginn des zweiten Drittels beim Stande von 0:0 zwischen Schweden und Russland. Wir sahen zwei sehr ansehnliche und technisch gute Drittel, mit dem Sieger Schweden. Zwischendrin besuchte uns noch der Zeitnehmer der Adler Mannheim, Andreas Richter, und berichtete uns von seinen Erlebnissen in Turin.

Nach dem Spiel liefen wir zum ersten Mal gemütlich zurück zum Auto. Der Tag war anstrengend, daher war Fahrerwechsel angesagt. Matze übernahm die 200 Kilometer zurück nach Lugano das Steuer. Wir tankten noch kurz und schliefen dann auch gleich ein.

Bereits auf unserer Lugano-Tour im Januar lernten wir unser Domizil für eine Nacht kennen - das Hotel Montarina in Lugano. Wir checkten ein und bekamen das gleiche Zimmer wie im Januar, mussten es allerdings mit vier Schweizern teilen. Wir stürmten die Bude und bekamen erst einmal ein weibliches Wesen im Schlafanzug zu sehen, die einen der anderen Gäste küsste - das ging ja gut los. Wir bezogen das Quartier, die Schweizer legten sich zum Schlafen hin, hatten allerdings nicht mit unserem Stehvermögen gerechnet. Wir packten nämlich erst einmal die Cola und den Havana aus und fingen an den Abend zu genießen. Nach mehr als zwei Stunden beschlossen dann auch wir zu schlafen.

Zum Leidwesen der Schweizer waren wir natürlich auch die ersten, die wieder wach wurden und duschten. Dann ging es gegen neun Uhr wieder Richtung Heimat. Wir fuhren dann wieder Mal in Ambri raus und besuchten die Valasca. Das Glück blieb uns treu, denn eine dreiviertel Stunde später begann das Jugendspiel des HC Ambri-Piotta gegen den HC Luzern. Somit holten die anderen drei Mitfahrer einen weiteren Ground an diesem Wochenende.

Wer denkt Jugendhockey ist schlecht, hatte bei diesem Spiel schlechte Karten. Uns wurde technisch sauberes Hockey gezeigt mit hohem taktischen Gespür. Am Ende gewann Ambri mit 11:5, doch als Hopper bekamen wir das natürlich nicht mehr mit, da wir nach 31. Minute das Spielfeld räumten.

Der Hunger trieb uns in Luzern von der Autobahn, doch auch ein erneuter einstündiger Spaziergang durch Luzern brachte uns nicht die erhoffte Gaststätte. Also ging es wieder auf die Autostrada bis zur Ausfahrt Sursee, dort begutachteten wir kurz die Eishalle, ehe wir in der Altstadt einen Italiener (Pizzeria zur Mühle, Mühleplatz 10) entdeckten und uns die Bäuche voll aßen.

Dann ging es aber schnurstracks nach Hause und damit endete auch dieser wundervolle Ausflug in die Welt von Olympia.

Einen Dank möchte ich an dieser Stelle nochmals an alle Mitfahrer aussprechen. Es war eine harmonische und super lustige Fahrt.

Ach ja, für alle die sich für unsere Kosten interessieren, nachfolgend eine kleine Zusammenfassung pro Person:

Karten €60
Übernachtung €17,50
Benzin €30
Maut €10
Gesamt €117,50