Wunderschöner Zürichsee 

 

  Ein Bericht von Thomas Steinert

Es ist halb 10 als die Sonne langsam in unser Zelt blinzelt. Steffi und Matze liegen seit 8 Uhr in der Sonne, während Patrick und ich noch die Hanglage des Berges bewältigen. Das Öffnen des Zeltes gibt uns einen großartigen Blick auf den See unterhalb des Campingplatzes, der in der Morgensonne fantastisch aussieht. Vom nächtlichen Unwetter ist nicht mehr viel zu sehen. Einzig die Tatsache, dass unser Zeltwände total feucht sind und eine Pfütze im Inneren zum Baden bzw. zur Morgenwäsche einlädt, lässt kurz Erinnerungen an regenreiche 12 Stunden wach werden.
Wach werden müssen wir auch erst mal. Von einer Nasszelle (Zelt) in die Nächste (Dusche). Im Nachhinein empfinden wir die Schräglage des Zeltes von geschätzten 10 Prozent gar nicht mal als so verkehrt, denn bei der Ansammlung von Wasser im Inneren hätte man doch glatt „Land unter“ melden können.

Nach kurzem Trocknen unseres Campingbedarfs und der Vernichtung letzter essbarer Reserven machen wir uns über den nächsten Pass auf die Autobahn Richtung Lausanne. Diesmal werden wir einen anderen Weg nehmen und direkt am Genfer See lang fahren. Wieder sehen wir eine grandiose Landschaft bei wunderbarem Wetter und ansteigenden Temperaturen. Unsere Reise führt uns heute nach Zürich zum Spiel des ZSC gegen die Mannschaft HC Bílí Tygri Liberec aus Tschechien.

Unterwegs steigt das Hungergefühl ständig an. Kurz nach Bern sehen wir rechter Hand ein riesiges schwedisches Möbelhaus und folgen instinktiv unserem Magen, der hier eine für schweizerische Verhältnisse günstige Alternative bietet. „Ein heißer Hund für einen Franken!“
Direkt daneben gibt es eines der größten Sexkaufhäuser der Schweiz mit ca. 1600m² Fläche, den wir als Touristen obligatorisch besuchen müssen! Das erste was uns in die Hände fällt ist ein Video zum Sonderpreis vom „Sachsen-Paule“. Wir entschließen uns trotz des Wahnsinnsangebotes auf diesen Film zu verzichten und fahren weiter Richtung Bankenstadt.

Durch Zürich durch geht es direkt nach Oberrieden am Zürichsee, wo wir Caro zu Hause besuchen. Sie zeigt uns dann auch den Campingplatz direkt am See, an dem wir für die folgende Nacht unsere Zelte aufschlagen werden. Wir suchen uns einen Platz ungefähr 10 Meter vom Wasser aus. Über dem Zeltplatz liegt ein süßlicher Cannabisgeruch und unser „Nachbar“ stellt sich auch sofort vor. Er wohnt zwar direkt in Zürich, verbringt aber 3 Wochen Urlaub auf diesem Campingplatz im Zelt!

Im Konvoi fahren wir zur Kunsteisbahn Oerlikon, in der die Züricher in der kommenden Saison ihre Heimspiele austragen werden. Ganz im Gegensatz zur Großbaustelle „Hallenstadion“ hat dieses Stadion eine für Züricher geringe Kapazität von 4000 Plätzen.
Für jeden Mann sei an dieser Stelle gesagt, dass Zürich im Sommer einfach nur genial ist. Haben selten so eine Dichte an hübschen Frauen pro Quadratmeter gesehen. Nachdem wir allerdings an fast jeder Ampel standen, gab es ja auch wirklich einiges zu sehen.

Wir parkten in der Nähe der Kunsteisbahn und ich war erstaunt wie nahe diese beim Hallenstadion lag. Ganze 150 Meter werden es wohl sein. Das Witzige ist der Parkplatz im Erdgeschoss und die direkt darüberliegende Eisfläche. Das Parkhaus soll allerdings während der Saison als Gastronomiebereich verwendet werden. Dort trafen wir uns dann noch mit Nico, den wir 2001 beim Spengler-Cup kennengelernt hatten.

Die Eintrittspreise waren an diesem Abend höchst erfreulich. Es gab nämlich keine. Das Spiel durfte man gratis sehen.
Offiziell begrüßte man an diesem Abend ca. 800 Fans, die sich fast alle auf der Geraden einfanden, dann aber später teilweise hinter die Tore in die zusätzlichen geschaffenen Bereichen verteilten. 1000 Franken kostet eine Dauerkarte für die Saison dort, auf der Geraden sogar 2000. Man muss dazu sagen, dass es nicht um Sitzplätze geht, sondern um reine Stehplätze (Anmerkung: Das Hallenstadion hat nur Sitzplätze).

Das Spiel war ein recht flottes und für ein Vorbereitungsspiel ging es auch gut zur Sache. Im ersten Drittel erspielte sich Liberec Vorteile, später wurde Zürich dann gleich stark. Ein Genuss war wieder mal der Ex-Adler Jan Alston, der zwar manchmal etwas zu verspielt war, aber dennoch durch sehr gute Technik und ein präzises Auge zu gefallen wusste. Wunderbar auch seine Vorlage zum 2:2 Ausgleich. Noch stärker fand ich allerdings Petrovicky auf Seiten des ZSC, der durch eine guten Assist und ein Tor glänzte.

Das Spiel endete mit einem 3:3 gerecht.

Nach dem Spiel ging es über eine Tankstelle und dem dazugehörigen Mitternachtseinkauf zurück an den See. Eine angenehme Temperatur und ein Lichtermeer am anderen Ufer erzeugten eine geniale Atmosphäre. Dazu kam eine Sternschnuppennacht, die mehr Sternschnuppen als Wünsche aufzubieten hatte. Gegen 1 Uhr verließ uns Caro, die nur 5 Stunden später im Flieger nach Amsterdam saß.

Nach einer entspannten Nacht erwachte das Langschläferzelt in Form von Patrick und mir gegen halb Zehn. Die Frühaufsteher lagen bereits wieder in der Sonne.

Nachdem wir zusammengepackt hatten, machten wir uns in Richtung Heimat auf. Eigentlich wollten wir an diesem Abend noch einen kleinen Abstecher nach Mulhouse in Frankreich machen und uns das Spiel gegen Visp (Nationalliga B, Schweiz) ansehen, aber Matze machte uns auf seine Theaterkarten für diesen Abend im Heidelberger Schloss aufmerksam und somit war der Kurztrip schon wieder Geschichte.

Alles in Allem waren die drei Tage wieder mal genial und die Schweiz im Sommer mit Eishockey zu erleben ist einfach großartig.

PS: Ein Extra-Dank an Caro!